Review from http://progressive-newsletter.de April 2011

Ali NeanderStil: moderner Jazzrock
Ali Neander – Ali Neander feat. Helmut Hattler
(62:31, esc records, 2010)

„Meine erste Solo-CD ist der Versuch die Verbindung von Jazz und Rock neu zu beleben, einerseits mit Reminiszenzen an die Pioniere der Siebziger, andererseits mit
aktuelleren Einflüssen von Electronic, Metal und Weltmusic. Wichtig war mir eine gewisse Rauheit und Leidenschaftlichkeit zu erhalten, als Gegenentwurf zu einem etwas langweiligen Fusion-Strebertum'„ Der Gitarrist der Rodgau Monotones, Gründungsmitglied der Spaßcombo, begehrter Sessionmusiker, der seine Handschrift auf zahllosen Alben, in etlichen Bandprojekten hinterlassen hat, ist ein alter Jazzrocker.

Song Nummer 8 auf seiner Solo-CD ist auf dem „Mahavishnu Re-Defined II“ Seite 58
- Sampler enthalten, als Opener auf CD2. „Celestial Terrestrial Commuters“ hat vitale Energie, ist scharfkantig und rasant arrangiert, und zeigt sich popaktuell mit Loops und
sattem Groove, ohne die Dynamik und kraftvolle Härte der originalen Komposition zu unterwandern. Im Mix aus Jazzrock, eingängigen Loops und urplötzlich aufbrechender metallischer Härte zeigt sich die inspirierte Variante überzeugend neu belebt.

Die weiteren Songs auf seinem Solo-Debüt sind Eigenkompositionen,
beziehungsweise mit Gast Helmut Hattler (b), der sich wohl um 35 Jahre in der Zeit zurückversetzt gefunden haben mag, und Paul McCandles (cl, ss), Klassik- und Jazzgeübt, gemeinsam komponiert. Am Schlagzeug des instrumentalen Quartetts sitzt mit Moritz Müller ein erstklassiges Talent, das Komplexe wie Groove vital und energisch
zu trommeln vermag. 14 Stücke sind auf der CD. Heftiger Jazzrock, lyrische Balladen, poppige, fast ambiente Partien, elektronische Sounds, metallische Ausbrüche - fein und
ausgefallen arrangiert, kraftvoll und dynamisch, lebhaft, mit unzähligen Gitarrensoli gewürzt, deren einige dezent über verträumten Motiven schweben, während andere aus vitaler Lässigkeit schnell und heftig in druckvolle Metalhärte preschen.


Akustische Melancholie sitzt in kurzen Solostücken zwischen den vier bis sechs Minuten langen Tracks. Die energischen Jazzrocker machen den frischesten Eindruck.
Moritz Müllers Schlagzeugspiel hat die kraftvollste, komplexeste Note, die druckvollen Songs reißen sofort mit und die schnellen Themen überzeugen durch elegante Flüssigkeit und technische Rasanz, sensible Inspiration und schlichten Spaß an Rockhärte.
Lyrische, melancholische und poppige Tracks zeigen sich weitaus erwachsener, eingängiger, ihre klare Melodiesprache ist hinreißend, jedoch wird die Band verwechselbarer, weil Sanftheit und Poppigkeit überall geliebte Stilmittel sind, sich ins Bewusstsein potentieller Fans zu setzen. Mir persönlich überwiegen die balladesken Stücke zu sehr. Dennoch ist die CD interessant, witzige Ideen, urplötzliche Themen- und Stilwechsel, feine Arrangements und kraftvoller Rock in zeitlosem Jazz machen die Songs überraschungsreich und beeindruckend. VM (VM 9)

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